Lenné hätte seine Freude
"Früher“, so sagen ältere Potsdamer*innen, „war hier oben Schluss.“ Sie meinen in etwa eine Linie auf Höhe der Pappelallee. Nördlich davon waren über Generationen zehntausende Soldaten und deren militärisches Gerät stationiert. Bis nach Krampnitz reichten die Kasernen und Übungsplätze. Mehr als 150 Jahre lang „war hier oben Schluss“.
Viele der Areale nördlich der Pappelallee gehören zur Potsdamer Kulturlandschaft: Das Band der Lennéschen Projekte zur Verschönerung der Potsdamer Insel reicht von der Alexandrowka über den Pfingstberg mit seinem Belvedere und die Bornstedter Feldflur bis hin zu den Parks in Sacrow und Marquardt. Die von Peter Joseph Lenné entworfene Landschaft, die von sanften Übergängen, verschlungenen Wegen und Gartenflächen geprägt ist, hatten die Militärs in Einzelteile zerbrochen.
Das war einmal. Heute gelangen wir zu Fuß vom Ruinenberg durchs Bornstedter Feld bis in die Feldflur, weiter bis nach Marquardt. Oder wir wandern vom Neuen Garten über den Pfingstberg und die renovierten Roten Kasernen, um dann den Volkspark zu erreichen. Viele andere Routen sind möglich. Die einstigen Brüche sind fast schon geheilt, die Gräben und Mauern verschwunden. Heute verbindet das Bornstedter Feld die nördlichen Einzelteile der Potsdamer Kulturlandschaft miteinander und diese mit den landschaftlichen und architektonischen Inszenierungen im Süden. Der aufstrebende, ebenso moderne wie grüne Stadtteil hat das Tor nach Norden wieder geöffnet. Lenné hätte sicher seine Freude.
Im Bornstedter Feld leben heute 14.150 Menschen. Vom Eigenheim bis zur Mietwohnung sind so ziemlich alle Wohnformen zu finden, die man sich heute denken kann. Es gibt Schulen, Kitas, Supermärkte, Friseure, Ärzte, den Volkspark, Spielplätze… Vielleicht würde sich Lenné auch über diese Qualität freuen. Schließlich war er nicht nur ein begnadeter Landschaftskünstler, er war auch einer der ersten, der Stadtplanung mit sozialen Fragen verband.
In dieser Ausgabe berichten wir über den Potsdamer Norden. Über Menschen, die dort leben und arbeiten, über neue Wohngebiete und umgewidmete Kasernen, über schöne Orte und ehrenamtliche Initiativen. Und wir berichten darüber, wie wir mit unserer Arbeit dazu beigetragen haben, das Tor in Potsdams Norden wieder zu öffnen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.