Aus der EINSVIER: Zwischen Schulbank und Spielfeld

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Ein 18-jähriger Junge im Trikot des Handballvereins 1. VfL Potsdam in einer Sporthalle, der MBS-Arena

Zwischen Schulbank und Spielfeld

Der Luftschiffhafen bietet eine Heimat für viele Spitzensportler*innen und solche, die es mal werden wollen. So wie Nils Fuhrmann. Er besucht die Sportschule Potsdam „Friedrich Ludwig Jahn“ und spielt in der A-Jugend des 1. VfL Potsdam. Womöglich steht er gerade vor einem Karrieresprung. Die EINSVIER hat er auf einen Rundgang durch sein Leben mitgenommen.

Wir treffen den gut zwei Meter großen Lockenkopf an einem Spätnachmittag nach einem Training in der Caféteria im Luftschiffhafen, wo er öfter in den Pausen anzutreffen ist. Schule und Sport wechseln sich in einem festgelegten Turnus ab. „Meist hat man einmal vormittags und einmal nachmittags Training“, erzählt uns der 18-Jährige. Dieser Rhythmus komme ihm sehr entgegen. „Es ist gut, wenn ich mich zwischendurch mal bewegen kann“, lächelt er. „So brauche ich nicht sechs, sieben Stunden an einem Stück im Unterricht sitzen.“ Auch auf den Spielbetrieb seiner Mannschaft wird zu seiner großen Erleichterung Rücksicht genommen. „Wenn ich mal zu einem Auswärtsmatch fahre, werde ich freigestellt. Wenn ich ein ganzes Wochenende mit der Mannschaft weg war, kann ich für Aufgaben ein, zwei Tage Aufschub bekommen.“

Alles in einem Komplex

Die Mensa im Luftschiffhafen
Das Essen in der neu gestalteten Mensa schätzt der Nachwuchsspieler sehr.

Wir drehen gemeinsam eine Runde über das Gelände. Den Luftschiffhafen mit seinen vielen Sportstätten und Serviceeinrichtungen direkt an der Havel schätzt der Sportschüler sehr: „Ich finde es schön, dass alles in einem Komplex zu finden ist. Von der Schule bis zur Handballhalle brauche ich zu Fuß nur zwei Minuten.“ Auch Kraftraum, Physiotherapie, die Schulsport- und die Schwimmhalle sind genauso schnell erreichbar wie die Mensa. „Da gibt es gutes Essen, Fleischgerichte sind immer dabei, das ist wichtig für mich“, sagt er mit einem Grinsen.

Nils Fuhrmann zeigt uns das Wohnheim, das direkt hinter der Schule zu finden ist. Hier leben über alle Disziplinen hinweg vorwiegend von auswärts zugezogene Schüler*innen. Bei den Handballern der A-Jugend wagten Jungen aus Brandenburg (Havel), Sachsen und Niedersachsen den Sprung nach Potsdam. Fuhrmann lebt als Einziger aus seinem Team nicht im Internat. „Meine Freunde wohnen zu zweit, die Zimmer sind modern, da lässt es sich gut aushalten“, erzählt er.

Vom Handball begeistert

Zum Ballsport fand der geborene Potsdamer im Alter von zehn Jahren. „Zwei Freunde spielten schon beim 1. VfL Potsdam und meinten, ich könnte doch mal mit zum Training kommen“, erinnert er sich. „Ich war von Anfang an begeistert. Ich bewege mich gerne, und Handball ist ein abwechslungsreiches, dynamisches Spiel.“ Den Sport in der Mannschaft mag er sehr. „Ich finde es schöner, in einem Team zu gewinnen.“

Schnell stellte der Neuling sein großes Talent unter Beweis. Mit 12 erhielt er auf Vermittlung seines damaligen Trainers die Einladung zum Aufnahmetest für die Sport schule. Dabei wurde er auf Herz und Nieren geprüft: „Bei einer Sichtung gibt es zum einen medizinische Checks, bei denen untersucht wird, ob der Körper bereit für die Belastungen ist“, erläutert der junge Handballer uns. „In vielen Einzelspielen zeigt man seine Wurfkraft und Sprintgeschwindigkeit, wie man sich mit oder ohne Ball bewegt.“ Ein schulischer Test rundet das Verfahren ab.

Nils Fuhrmann bestand alle Prüfungen mit Bravour. Die Freude war groß, als er zur siebten Klasse von seiner alten Schule an den Luftschiffhafen wechseln konnte. Seit ihren Anfängen im Jahr 1952 hat sich die Sportschule im Laufe der Jahrzehnte zu einer Eliteschule entwickelt. Eine fundierte schulische Ausbildung soll den 670 Schüler*innen gemeinsam mit gezieltem, auf ihre jeweilige Disziplin gerichtetem Training dabei helfen, ihr Potenzial optimal zu entwickeln. Etwa 400 von ihnen leben im angegliederten Haus der Athleten. Für ihr duales pädagogisches Konzept wurde das Institut 2008 und 2019 zur „Eliteschule des Jahres“ gekürt. Viele, die an Olympischen Spielen teilnahmen und auch auf das Medaillentreppchen gelangten, absolvierten hier ebenso ihre Ausbildung wie nationale und internationale Titelträger*innen.

Für die im Luftschiffhafen gefundenen Chancen und Möglichkeiten ist unser Gesprächspartner sehr dankbar. „Wo sonst bekommt man die Chance, bis zu zehn Mal in der Woche zu trainieren? Die Kombination ist ideal“, bekundet er. „Da ist der Sport, den ich liebe und der Unterricht, den man auch braucht, denn ich will später noch beruflich etwas erreichen. Ich kann mir kein anderes Schulleben mehr vorstellen.“

Ein 18-jähriger Mann mit blauer Kapuzenjacke und Mobiltelefon vor einem Gebäude
Für die Chancen und Möglichkeiten im Luftschiffhafen ist Nils Fuhrmann sehr dankbar.

Ein Masterplan für die Zukunft

Seit 2008 sorgen die ProPotsdam und ihre Tochterfirma, die Luftschiffhafen Potsdam GmbH, dafür, dass alle Profi- und Amateursportler*innen auf dem Gelände möglichst ideale Bedingungen vorfinden. Dabei werden die Bedarfe der hier aktiven Vereine und Institutionen stets mitberücksichtigt. Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurde 2010 ein Masterplan für die Zukunft entwickelt. Er legte fest, wie die Anlagen erweitert und optimiert werden können und sah auch eine Weiterentwicklung der Infrastruktur vor.

MBS-Arena im Luftschiffhafen
In der MBS-Arena hat Fuhrmann schon viele Spiele der Männermannschaft erlebt.

Bis heute wurden viele Sport- und Trainingsanlagen, aber auch die Mensa aufwändig saniert. Neues kam hinzu. Seit 2013 bietet das Haus der Vereine eine Heimat für die Serienmeisterinnen des Frauenfußballclubs 1. FFC Turbine, den Kanuclub Potsdam, den Potsdamer Laufclub und den Landes- sowie den Ortsverband der DLRG. Die Universität Potsdam errichtete auf dem Areal eine neue Geräteturnhalle, auch der Landessportbund Brandenburg baut hier.

Auf unserem Spaziergang durch den Luftschiffhafen sind wir am Herzstück des Sportparks angekommen, der von der ProPotsdam gebauten MBS-Arena. Die 2012 eingeweihte Multifunktionsarena bietet Spezial-Sportstätten für Judo und Fechten, für die Ballsportarten Drei- und Einfeldhallen. Bis zu 2.900 Zuschauer*innen finden in der Hauptarena Platz. „Die Halle ist sehr schön, groß, sehr modern und mit vielen Lichtanlagen ausgestattet“, schwärmt Nils Fuhrmann. Hier hat er mit seinen Teamkollegen viele Spiele der heute von Trainerlegende Bob Hanning betreuten Handball-Männermannschaft gesehen.

Teamgeist trotzt Konkurrenz

Die viele gemeinsame Zeit hat die Junioren im Laufe der fünf Jahre zusammengeschweißt. „Wir halten zusammen“, bekräftigt Fuhrmann an der Handballhalle. „Du wirst zum Kollektiv, wenn du den ganzen Tag in der Schule und beim Training zusammen bist und gemeinsam im Internat lebst.“ Im Training gibt es jedoch schon mal Konkurrenz. Der Kader ist groß und stark. Doch wenn es darauf ankommt, können nicht alle zum Einsatz kommen.

Für Handball-Laien erklärt er geduldig, wie eine Aufstellung gefunden wird. „Wir sind etwa 20 Mann im Team, auf das Spielprotokoll können aber nur 14 gesetzt werden. Wer sich im Training besonders zeigt, bekommt die Chance, sich im Spiel zu beweisen.“ Es gibt sieben gesetzte Spieler, die fast immer anfangen. „Wer es auf die Ersatzbank schafft, kann eingewechselt werden, denn ein gesamtes Spiel von 60 Minuten hält man nicht durch.“

Untereinander bleiben immer alle fair, betont er mit Nachdruck. „Da gibt es keinen bei uns, der dem anderen den Einsatz nicht gönnt. Niemand würde den anderen mutwillig verletzen, nur damit er selbst spielen kann.“

Der 18-Jährige hat sich mittlerweile einen Stammplatz erkämpft. „Ich habe in dieser Saison jedes Spiel angefangen“, sagt er selbstbewusst. Der an der Linksaußen-Position aufgestellte Fuhrmann gilt schon längst als eine Stütze des Teams. Normalerweise werden auf dieser Position eher kleinere Spieler eingesetzt. Mit seinen 2,02 Meter bringt der Sportschüler einen ganz speziellen Wurfwinkel mit, dem der Torwart der gegnerischen Mannschaft häufig wenig entgegensetzen kann.

Derzeit kämpft die A-Jugendmannschaft in der Hauptrunde der Junioren-Bundesliga um die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft. „Bislang ist der VfL nicht weiter als bis ins Viertelfinale gekommen“, bedauert Fuhrmann. „Unser festes Ziel ist es, die erste Mannschaft zu sein, die es weiter schafft.“

Ein Handballspiel in der MBS-Arena
Mit der 1. Jugendmannschaft kämpft der Linksaußen-Spieler um den Aufstieg.

Perspektive 2. Liga?

Mit Ablauf der Saison endet auch seine Junioren-Karriere. „Weil Stammspieler verletzt waren, konnte ich schon ein paar Mal in der Männermannschaft mitspielen und Erfahrungen sammeln“, stapelt Nils Fuhrmann tief. Dabei sei er auch aufgefallen, bestätigt er auf Nachfrage. Ob sich aus den Gastauftritten schon neue Perspektiven ergeben haben, mag er noch nicht verraten.

Auf die ganz große Karriere spekuliert die Nachwuchshoffnung lieber nicht. „Es gibt viele, die genau das gleiche Ziel haben. In unserer Sportart muss man schon extrem gut sein, um davon leben zu können.“ Doch er will Handball spielen, solange es geht. „Ich hoffe, dass ich mir durch den Sport ein Studium mitfinanzieren kann.“ Welche Richtung er nach der Schule genau verfolgen will, weiß Fuhrmann noch nicht.

Nur so viel gibt er auf Nachfrage doch noch über seine Zukunftspläne preis: „Die Mannschaft kämpft um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Es wäre schon schön, dabei zu sein. Rein vom Sportlichen her hätte ich dann das Gefühl, du hast es geschafft.“

 

TEXT TORSTEN BLESS

Alles für die Athlet*innen

Der Luftschiffhafen — einer der attraktivsten Sportparks Deutschlands

Übersicht zum Download
Lageplan des Sportparks Luftschiffhafen