Lachen hilft heilen
Klinikclowns gehen dahin, wo es den Menschen nicht gut geht. Mit viel Fantasie, ausgefallenen Utensilien und Instrumenten bringen sie ein wenig Leichtigkeit in schwere Situationen. Das erfordert ein hohes Einfühlungsvermögen.
Die Klinikclowns wurden in den 1980er-Jahren vom New Yorker Michael Christensen ersonnen. Seine Potsdamer Kollegen formierten sich 2012 zum eingetragenen Verein, seit 2019 heißt er „Lachen hilft e. V.“. Die Theaterpädagogin Nicola Streifler wirkt als künstlerische Leiterin. Ihr Alter Ego Hella Propella ist schon seit 19 Jahren unterwegs, liebt nach eigenen Worten den Quatsch und die Magie.
Das aus zehn Frauen und zwei Männern bestehende Team besucht Einrichtungen für Senior*innen und für Menschen mit Teilhabebeschränkungen, Kinderstationen und Hospize. Bei ihren in der Regel zweistündigen Besuchen spulen sie kein vorgefertigtes Programm ab. „Unser Gegenüber führt die Regie. Wir stellen unsere Antennen auf und empfangen die Impulse“, sagt Nicola Streifler. Wenn eine alte Dame um ihren verstorbenen Mann trauert, begibt sie sich gemeinsam mit Hella Propella auf eine imaginäre Reise zu ihm. Wenn ein Junge nach einer Operation leidet, dann packen Hellas Kolleginnen Potolina und Nono seine Schmerzen in eine Blechbüchse und schicken sie auf Nimmerwiedersehen zum Nordpol.
Die gesundheitsfördernde Wirkung wurde vielfach belegt. „Die Gelotologie, die Wissenschaft des Lachens, hat bewiesen, dass sich Humor und Heiterkeit positiv auf Psyche und Körper auswirken“, erläutert die künstlerische Leiterin. So zeigte eine Studie des Universitätsklinikum Greifswald, dass Kinder nach dem Besuch von Klinikclowns weniger Angst vor einer anstehenden Operation hatten. Um die Qualität sicherzustellen, lassen sich die Potsdamer*innen coachen und ihre Arbeit von Expert*innen beleuchten. Im Bunten Bundesbündnis (Bububü) und im Dachverband Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e. V. tauschen sie sich mit Kolleg*innen aus der gesamten Republik aus.
Immer wieder steht die Finanzierung des Projekts auf der Kippe. Und manche Besuche bleiben länger in den Knochen als andere. Doch für Nicole Streifler kommt eine andere Tätigkeit nicht mehr infrage: „Die Begegnungen mit den Patienten sind unfassbar schön, egal ob wir miteinander lachen oder weinen. Hier geht’s um Liebe, um berühren und berührt zu werden. Diese Arbeit ist ein Riesengeschenk.“
TEXT TORSTEN BLESS