Aus der EINSVIER: Jenseits der Pappelallee

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Schwarz-weiß-grüne illustrative Grafik, die das Leben im Bornstedter feld zeigt: Kinder auf dem Spielplatz, eine Familie lässt einen Drachen fliegen, Familienausflug mit dem Lastenrad, Fahren mit der Straßenbahn, Sportgruppen und Baumpflanzung.

Jenseits der Pappelallee

Was schätzen die Bewohner im Bornstedter Feld, was fehlt ihnen? Die Ergebnisse der Umfrage des Entwicklungsträger Bornstedter Feld, einer Tochtergesellschaft der ProPotsdam, hat sich EINSVIER-Redakteurin und Anwohnerin Carolin Brüstel genauer angeschaut und nachgefragt, wer die Interessen der Bürger vertritt.

"Potsdam endet an der Pappelallee“, so lautete vor der Entwicklung des Bornstedter Feldes die Meinung vieler Bürger der Stadt. Der rund: Das Areal war lange in der Hand russischer Soldaten. Für Potsdamer gab es keinen Grund sich hier aufzuhalten. Erst mit der Ausrichtung der Bundesgartenschau, die unsere Stadt 2001 zum Erblühen brachte, begann die Verwandlung des „weiten Feldes“ in einen neuen Stadtteil. Heute leben hier, abgesehen von mir, noch weitere 13.500 Menschen.

Vor mehr als vier Jahren fand ich ein neues Zuhause jenseits der Pappelallee. Damals bemerkten einige Ur-Potsdamer in typisch brandenburgischer Manier: „Das Bornstedter Feld?! Das liegt doch jwd, janz weit draußen.“ Doch wie der Stadtteil wuchs auch sein Ansehen. Das bestätigen die Ergebnisse der jüngsten Anwohnerumfrage des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld. 


90 %

der Haushalte im Bornstedter Feld bewerten ihre Wohnsituation als sehr gut oder gut.


93 %

der Befragten will nicht aus dem Bornstedter Feld wegziehen.


Straßenbahn im Bornstedter Feld

Gekommen, um zu bleiben

Aus dem Stadtteil wegziehen möchte die Mehrheit der Befragten nicht mehr. Auch ich halte es mit den Worten der deutschen Band „Wir sind Helden“, die im Jahr 2005 sang: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Über das Warum sind sich die Umfrageteilnehmer und ich uns einig: Wir haben den Volkspark und die Feldflur vor der Tür, eine gute Anbindung mit Bus und Tram und für uns liegt die Innenstadt quasi um die Ecke. Mit dem Rad bin ich in zehn Minuten am Platz der Einheit. Von wegen jwd.
In diesem Punkt stimmt mir auch Matthias Finken zu, Sprecher der Interessenvertretung Bornstedter Feld. Als er 2007 in die Nachbarschaft rund um den Volkspark zog, sah es hier natürlich noch etwas anders aus. „Es gab nur wenige Wohngebäude, dafür umso mehr Baulücken. Zum Einkaufen standen zwei Supermärkte zur Auswahl“, erzählt er mir bei einem Kaffee beim Bäcker in der Georg-Hermann-Allee. Dass hier Brot verkauft wird und kein Arzt eine Praxis eröffnet hat, hat die Interessenvertretung angeregt.

Als Bindeglied zwischen den Bewohnern im Kiez, der Stadt und des Entwicklungsträgers gründete sich das Gremium vor etwa acht Jahren. An vielen Ecken im Kiez hat das Engagement der Interessenvertretung seine Spuren hinterlassen, sei es die Ampel an der Kreuzung Pappel- und Erich- Mendelsohn-Allee oder die Gestaltung des Johan-Bouman-Platzes. 

Ein Sprachrohr für die Bürger

Im Gespräch mit Matthias Finken merke ich, dass die Forderungen von damals und heute sehr ähnlich sind. Ein großes Thema ist und bleibt zum Beispiel das Angebot an gastronomischen Einrichtungen. Auch in der Umfrage des Entwicklungsträgers nannten viele Teilnehmer auf die Frage, „Was sollte zusätzlich geschaffen werden?“, Ausgeh- und Einkehrmöglichkeiten wie (Eis-) Cafés, Kneipen und Restaurants.


88 %

der Menschen fühlen sich im Bornstedter Feld sehr gut bzw. gut angebunden.


94 %

der befragten Haushalte betrachten das Bornstedter Feld als familienfreundlichen Stadtteil.


Bäume, Blumen und Wege im Volkspark Potsdam

Mittlerweile steht die Entwicklungsmaßnahme Bornstedter Feld kurz vor ihrer Vollendung. Daran gebunden ist auch das Wirken der Interessenvertretung. Was bleibt, sind die Wünsche der Anwohnerinnen und Anwohner. Viele wie ich sind erst in den letzten Jahren zugezogen. Der Nestbau ist vorbei, man hat den Stadtteil erkundet und seine Lieblingsecken entdeckt. Was wir schätzen und was wir vermissen, können wir nun benennen. Das zeigen die Umfrageergebnisse. Damit wir auch in Zukunft ein Sprachrohr in Richtung Rathaus haben, soll die Interessenvertretung zu einer rechtmäßigen Stadtteilvertretung weiterentwickelt werden, und das für ganz Bornstedt, denn: Potsdam hört nicht an der Kirschallee auf.

 

TEXT CAROLIN BRÜSTEL