Gemeinsam sanieren
Im Jahr 2013 wurden der ProPotsdam nach jahrelangen Restitutionsverfahren vier sanierungsbedürftige Altbausiedlungen zugesprochen. Die ProPotsdam führte ein umfangreiches Beteiligungsverfahren mit Mietern und Stadtverordneten durch. Ziel war es, einen Verkauf der Siedlungen zu verhindern und gemeinsam eine sozialverträgliche sowie finanziell realistische Sanierungsmöglichkeit zu finden. Im Ergebnis wurden Kohleöfen durch KWK-Fernwärme-Anschlüsse ersetzt und CO2-Reduzierungen gemäß des Masterplans Klimaschutz umgesetzt.
Die Heidesiedlung als Blaupause
Als Vorreiter für alle späteren Beteiligungsverfahren gilt die Sanierung der Heidesiedlung am Findling in Babelsberg. Die denkmalgeschützten Gebäude mit den unverputzten Klinkerfassaden entstanden in den 1930er-Jahren. Seither war an den Häusern nicht mehr viel gemacht worden und es bestand ein hoher Sanierungsstau. Die ProPotsdam plante zunächst, das Ensemble zu veräußern, um andere dringende Vorhaben wie Sanierungsprojekte in Drewitz und am Schlaatz finanzieren zu können. Man entschied jedoch, die Siedlung zu sanieren. In der Arbeitsgemeinschaft „Zukunft der Heidesiedlung“ verständigten sich Vertreter der ProPotsdam mit Mietern, Stadtverordneten, der Stadtverwaltung sowie weiteren Beteiligten schließlich auf eine sozialverträgliche Wiederherstellung des Quartiers. Möglich wurde das durch Fördermittel des Landes Brandenburg. Etwa 7,5 Millionen Euro kostete die Sanierung. Bei den Arbeiten von 2015 bis Anfang 2018 wurden unter anderem das Dach erneuert, Balkone angebaut, der Innenhof neugestaltet und eine moderne Heizungsanlage installiert. Das um 1850 errichtete Heidehaus wurde von der ProPotsdam denkmalgerecht saniert und 2020 an den Verein Interlog als Träger des neuen Nachbarschafts- und Begegnungshauses übergeben.
Das kleine Quartier an der Großbeerenstraße
Mit 58 Wohnungen ist das Gebäudeensemble an der Ecke Großbeeren- und Grünstraße die kleinste der vier Siedlungen. Als das Quartier 2013 in den Bestand der ProPotsdam überging, waren die um 1927 errichteten Häuser in einem schlechten Zustand: Unter anderem war der Putz abgeplatzt und das Dach wies Schäden auf. Unter der Moderation der WerkStadt für Beteiligung der Landeshauptstadt Potsdam erarbeiteten Vertreter der ProPotsdam mit Mietern, Stadtverordneten sowie der Stadtverwaltung eine gemeinsame Lösung. Die 7,4 Millionen Euro teure Instandsetzung wurde unter anderem vom Infrastrukturministerium gefördert. Dadurch konnte die ProPotsdam auch nach den Maßnahmen sozialverträgliche Mieten garantieren. Die letzte Wohnung wurde im März 2020 übergeben.
Neuer Glanz auf dem Brauhausberg
Die Wiederherstellung der Siedlung auf dem geschichtsträchtigen Brauhausberg war das komplexeste der vier Sanierungsvorhaben. Die Häuser zwischen Albert-Einstein-Straße und der Straße Am Brauhausberg wurden Anfang der 1930er-Jahre gebaut.
Danach befanden sich die Wohnungen mehr als 80 Jahre in unverändertem Zustand. Zu DDR-Zeiten hatten lediglich einige Mieter ihre Bäder oder die Heizung modernisiert. In einem mehrstufigen Beteiligungsverfahren wurde 2014 und 2015 unter der Moderation der WerkStadt für Beteiligung gemeinsam mit der ProPotsdam, Stadtverordneten, Stadtverwaltung und den Bewohnern eine Sanierungsstrategie erarbeitet. Da das Altbauquartier auf dem Brauhausberg eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung ist, musste die ProPotsdam eine umfassende Sanierung unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes umsetzen – mit den damit verbundenen höheren Planungs- und Baukosten. Dafür wurden insgesamt 18,4 Millionen Euro investiert. Durch Fördermittel des Landes Brandenburg in Höhe von 12 Millionen Euro konnten rund 75 Prozent der Wohnungen nach der Sanierung mietpreis- und belegungsgebunden bleiben. Die Arbeiten werden Anfang 2022 beendet sein. Unter anderem erhielten die Gebäude Balkone, eine zentrale Wärmeversorgung, neue Hausanschlüsse sowie Ver- und Entsorgungsleitungen. Auch die Elektroanlage wurde erneuert und die Gebäudehülle saniert.
Innovatives Drittelmodell im Behlert-Karree
Abblätternder Außenputz, undichtes Dach, defekte Fenster, Ofenheizung – das um 1935 erbaute Behlert-Karree war in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Um die Mieten der 131 Wohnungen im Ensemble auch ohne Landesförderung nach der Sanierung sozialverträglich gestalten zu können, wurde zusammen mit den Bewohnern ein Drittelmodell entwickelt: Mit jeder dritten Wohnung wird eine andere Wohnung für Mieter mit niedrigem Einkommen quersubventioniert. Die gesamte Gebäudehülle sowie die Medien wurden erneuert und alle Wohnungen komplett saniert. Die Mieter erhielten neue geflieste Bäder und erstmals einen Fernwärmeanschluss. Auf den Anbau von Balkonen konnte wegen der großen Innenhöfe und des gewünschten Gemeinschaftslebens der Mieter verzichtet werden. Die Instandsetzung und energetische Sanierung aller Gebäude wurde Ende 2019 erfolgreich abgeschlossen.
TEXT SARAH STOFFERS