Das Team mit den goldenen Fingern
Zwei Mannschaften, eine Frisbee-Scheibe, viele Punkte und jede Menge Spaß: Ultimate Frisbee hat sich zu einer beliebten Trend-Sportart entwickelt. Die Potsdamer Goldfingers mischen erfolgreich in den Ligen mit und konnten sich für die Masters-WM in Irland qualifizieren. Auch beim Förderwettbewerb „Gemeinsam FÜR Potsdam“ gehörten sie zu den Gewinnern.
Bei den Goldfingers dreht sich alles um die Scheibe: Die Mitglieder des Vereins trainieren abends bei Wind und Wetter auf dem Platz der Potsdamer Sport-Union und rennen der durch die Luft segelnden Frisbeescheibe hinterher. Die Spieler*innen wollen jede Chance nutzen, um zu trainieren. Denn im Sommer fliegen viele von ihnen ins irische Limerick, wo vom 25. Juni bis 2. Juli die World Masters Ultimate Club Championships stattfinden.
Um einen Teil der Kosten fürs Turnier bezahlen zu können, haben die Goldfingers im vergangenen Jahr bei „Gemeinsam FÜR Potsdam“ der ProPotsdam mitgemacht – und mit 950 Stimmen prompt den dritten Platz in der Kategorie Sport & Freizeit ergattert. 2000 Euro haben sie bekommen. „Wir waren erstaunt und sehr happy, dass so viele für uns gestimmt haben“, sagt Röth. Vom Turnier in Limerick erhoffen sich die Goldfingers vor allem ein tolles Event. „Wir wollen viele schöne Erinnerungen sammeln. Falls wir tatsächlich eine Top-Ten-Platzierung erreichen, wären wir superstolz“, sagt Fischer.
Kurz zu den wichtigsten Spielregeln von Ultimate Frisbee: Zwei Mannschaften mit jeweils sieben Spielenden versuchen, ähnlich wie beim American Football, die Scheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen und damit einen Punkt zu erzielen. Wer die Scheibe fängt, darf nicht mit ihr übers Spielfeld laufen, sondern muss sie schnell weiterwerfen.
Körperkontakt ist nicht erlaubt. Einen Schiedsrichter gibt es nicht. Stattdessen wird auf gegenseitigen Respekt und Fair Play gesetzt, gemäß dem Ehrenkodex der Ultimate-Spieler*innen. „Das ist der Spirit of the Game“, erklärt Goldfingers-Mitglied Nina Bruns. Die 28-Jährige spielt seit 2017 beim Verein. „Es ist nicht so, dass man spielen kann, wie man lustig ist. Es gibt Regeln. Die Spieler sollen bei Uneinigkeiten anhand des Regelwerks zusammen zu einer Lösung finden.“
Die Goldfingers spielen In- und Outdoor in der 1. Liga. 2019 wurde ihr Open-Masters-Team Deutscher Meister, ebenso wie das Mixed-Masters-Team. Die Masters – das sind Spieler ab 33 und Spielerinnen ab 30 Jahren, erklärt Mathias Röth. Der 37-Jährige spielt seit 2012 in Potsdam. Beim Ultimate Frisbee wird in verschiedenen Divisionen gespielt, je nach Alter und Geschlecht. Es gibt Open, bei denen Frauen und Männer mitspielen können, Damen und Mixed – bei dem das Geschlechterverhältnis ausgeglichen sein muss.
Ultimate Frisbee hat seinen Ursprung in den USA, genauso wie die Frisbee selbst. „Die erste Scheibe soll eine Kuchenbackform aus einer Bäckerei gewesen sein“, sagt Mathias Röth. Kinder, so die Legende, spielten in den 1940er-Jahren mit den ausrangierten runden Formen der „Frisbie Pie Company“ in Connecticut. 1969 fand das erste Ultimate-Spiel an der Columbia Highschool in New Jersey statt. Auch in Deutschland waren es die Studierenden, die den Sport in den 80er-Jahren für sich entdeckten.
Die Potsdamer Goldfingers gibt es seit 2005. Heute hat der Verein mehr als 100 Mitglieder. Der Name ist dem berühmten James Bond-Film von 1964 entlehnt. Oddjob, Handlanger des Bösewichts Goldfinger, trägt in dem Film einen Zylinder mit Klingen, die er gerne in Richtung seiner Gegner wirft – wie ein Frisbee.
„Es ist nicht so, dass man spielen kann, wie man lustig ist. Es gibt Regeln. Die Spieler sollen bei Uneinigkeiten anhand des Regelwerks zusammen zu einer Lösung finden.“
Da der Sport noch nicht so etabliert ist, gibt es kaum Sponsoren. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat Ultimate Frisbee bislang nicht offiziell anerkannt. Goldfingers-Mitglied Florian Fischer ist aber optimistisch. Fischer spielt seit 2008 beim Verein, wo er auch Trainer ist. „Wir machen auch Workshops und Schul-AGs, um den Nachwuchs für den Sport zu begeistern. Die jungen Spieler, die viel früher angefangen haben als meine Generation, werden schon bald mit den Teams aus den USA und Kanada mithalten können. Ich denke, das wird dem Sport in Deutschland mehr Aufmerksamkeit einbringen“, glaubt der 37-Jährige. Er ist zusammen mit Röth im Kader, der zur Weltmeisterschaft nach Irland fliegen wird.
TEXT SARAH STOFFERS