Titelbild – Alter Markt
Vor über 30 Jahren – am 24. Oktober 1990 – beschloss die Stadtverordnetenversammlung eine „behutsame Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild“. 1999 wurde das Sanierungsgebiet „Potsdamer Mitte“ förmlich festgelegt. Ein sehr ehrgeiziges Vorhaben, denn der historische Stadtgrundriss soll in wesentlichen Teilen wiederhergestellt werden. Der Alte Markt spielte hierbei eine im wahrsten Sinne des Wortes zentrale Rolle. Er galt einst als einer der schönsten Plätze Europas – und sollte es wieder werden.
Der Sanierungsträger ließ 2005 auf Grundlage eines Wettbewerbsverfahrens das Herzstück der Potsdamer Mitte neu gestalten, unter Hervorhebung der wichtigsten Gebäude – präsentiert wie auf einem Teppich aus großformatigen Granitplatten. Der Alte Markt ist seither maßstabsbildend für die Umgestaltung weiterer öffentlicher Plätze und Promenaden in Potsdam. Rund um den Platz folgten viele bauliche Veränderungen. Allem voran: der Neubau des Brandenburgischen Landtags auf dem Grundstück des ehemaligen Stadtschlosses. Das Äußere wurde dem historischen Schloss in großen Teilen nachempfunden. Das Fehlen des früheren Schlosses – 1945 bei der Bombardierung Potsdams stark beschädigt, 1961 abgerissen – hatte die Potsdamer Mitte stark verändert: Das urbane Leben war in andere Stadtteile verlagert worden. Der Landtag mit dem Fortunaportal, das Museum Barberini und das Alte Rathaus begrenzen den Platz mit der St. Nikolaikirche. Die Kirche mit ihrem riesigen Kuppeldach ist neben Schloss Sanssouci das wichtigste Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Platz ragt der Marmorobelisk empor, der den großen Architekten der Stadt ein Denkmal setzt – er wurde vom Sanierungsträger aufwendig rekonstruiert. Die bauliche Entwicklung um den Platz ist noch nicht abgeschlossen: Es entstehen neue lebendige Quartiere mit urbaner Struktur, die sich an den historischen Parzellen orientieren. Sowohl Mietwohnungen und genossenschaftliche Angebote als auch Eigentumswohnungen sorgen für eine durchmischte Potsdamer Innenstadt.
Künstler
Ben Kamili – Alter Markt
Ölfarbe auf Leinwand, 80 x 100 cm, 2021
Bis zu 100 kg Ölfarbe trägt Ben Kamili auf ein großformatiges Bild auf. Seine Werke zeigen vor allem Landschaften und Gärten – mal ein weitwinkliges Schlosspark-Panorama, mal die Nahsicht eines Rosenstrauchs. Dreidimensional treten Blüten hervor: Plastiken aus ungewöhnlich dick aufgetragener leuchtender Farbe. Es gibt kaum Konturen. Linien und Details entstehen vorwiegend im Kopf der Betrachtenden. Ben Kamili vermittelt eine Idee des Dargestellten, eine Atmosphäre – der Rest ist Fantasie. 1969 in einem kleinen mazedonischen Dorf geboren und auch dort aufgewachsen, war der heute freischaffende Künstler vor allem von Beschaulichkeit und Natur umgeben gewesen. Sein Vater brachte ihm bei Besuchen aus Deutschland – er war Gastarbeiter in Leverkusen – einen Bildband mit. Ben Kamili war fasziniert von den surrealistischen Werken René Magrittes, Max Ernsts und Hans Arps. Er selbst wollte malen: perfekt malen. Erst sein Professor an der Hochschule der Künste in Berlin – Klaus Fußmann – ermutigte ihn, sich von der Genauigkeit zu lösen. Der Fotorealismus wich einer freien Malweise: der Beginn seiner eigentlichen Karriere. Es folgten zahlreiche Ausstellungen, darunter auch „Königliche Gärten“ in Sanssouci 2016: Potsdams Schlösser und Gärten als lebendige Mischorte aus Natur und Architektur in expressiver Farbigkeit. Ben Kamilis Potsdam-Bezug ist geprägt von der Nachwendezeit. In Erinnerung an die für ihn romantische Wirkung von im Verfall befindlicher Häuser nannte er eines seiner späteren Bilder „Der Charme der alten Häuser vergeht nie“. Aber er schätzt auch das Wiederhergestellte, das Neu-Entdeckte: Einer seiner Potsdamer Lieblingsorte ist der Alte Markt – diesen wählte er auch als Motiv.