Mai – Bassinplatz
Italien, Italien und nochmals Italien! Die Sehnsucht Friedrich Wilhelm IV. nach südlichen Gefilden war stets angefacht von Kennerschaft und einhergehender Begeisterung: Der König war sowohl kunstaffin als auch architekturbegeistert. Zum großen Vorbild wurden italienische Städte – mit ihren herausragenden Bauwerken, eindrücklichen Blickachsen und wohl einzigartigen „Stimmungen“.
Die heutige Probsteikirche St. Peter und Paul Potsdam wurde Mitte des 19. Jahrhunderts konzipiert, dem Höhepunkt des Historismus, der sich verschiedener Epochen bediente. Hier: der norditalienischen Romanik. So entstand die erste katholische Kirche in Potsdam mit hoch aufragendem Turm, kegelförmigem Dach und Rundbogenfenstern. Das stadtbildprägende Bauwerk erinnert an den Campanile von St. Zeno in Verona. Die Kirche entstand im Zuge der Zweiten Barocken Stadterweiterung. Erbaut wurde sie 1867 bis 1870 in nur drei Jahren nach Plänen Friedrich August Stülers und Wilhelm Salzenbergs. Das dominante Bauwerk gerade hier zu errichten, erforderte ein umfangreiches Eingreifen in die Bodenbeschaffenheit: Um das sumpfige Areal zu entwässern, wurden 92 Brunnen in den Boden versenkt und mit Zement gefüllt. Erst dann entstanden die Grundmauern für den neoromanischen Zentralbau – der Grundriss selbst folgte dem Vorbild der byzantinischen Baukunst, wie es die Hagia Sophia in Istanbul vorgab. Die monumentale, beinahe düstere Außenwirkung wird konterkariert von der kleinteiligen, eher heiteren Innengestaltung: Bei der prunkvollen Altarkuppel dominieren sattes Himmelblau und Goldgelb mit umlaufendem Regenbogen. Schnitz- und Bildhauerarbeiten verschiedener Künstler wirken zierlich, teils schwebend. Zwischen 1978 und 1992 erfolgten aufwendige Instandhaltungsarbeiten. Die umfangreiche Sanierung der Fassade wurde unter anderem durch Mittel der Städtebauförderung finanziert. Drängendste Aufgaben waren die Erneuerung des Daches und Dachstuhls, der Mauerkronen, des Turms und Turmhelms. Durch diese Maßnahmen kann die St. Peter und Paul Kirche weiterhin Präsenz zeigen: als Ort der Gemeinde, als eines der Wahrzeichen der Stadt und als malerisch wie markantes Merkmal des Bassinplatzes mit seinem bunten Markttreiben.
Stefan Pietryga – Kalenderblatt (-mai, bassinplatz potsdam)
Aquarell auf Bütten, 87 x 87 cm, 2021
„Der Bassinplatz zeigt in Potsdam ein Beispiel einer Stadtarchitektur, in der Baustile, wie die Kopie einer Basilika oder die Fassadenteile einer holländisch inspirierten Straßenfront, zusammen mit den traditionell mobilen Marktständen eine künstliche Einheit bilden. Der rote Backstein, das Pflaster, die Stoffe der Zelte, die ausgestellten Waren und das Grün materialisieren diesen himmelsoffenen Raum mit seinem unendlichen Blau.“ So beschreibt der freischaffende Maler und Bildhauer Stefan Pietryga das Zusammenspiel des Bassinplatzes mit der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul. 1954 in der Nordrhein-Westfälischen Mittelstadt Ibbenbüren geboren und im Münsterland aufgewachsen, fand er 1998 in Potsdam seine neue Heimat. Heute ist er fest verwurzelt in der Landeshauptstadt. In Golm sowie im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum hat er jeweils ein Atelier: Er fühlt sich verbunden sowohl mit dem Ländlichen als auch mit dem Stadtzentrum. An jeder Ecke entdeckt er Geschichten, die bis in die Gegenwart Auswirkungen haben. In der Innenstadt schätzt er vor allem die Begegnung mit Menschen aus diversen Bereichen der Kultur und Wissenschaft. Wichtige Orte sind für ihn auch die preußischen Gärten. Stefan Pietryga studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und ist besonders beeinflusst durch die bildenden Künstler Roman Opalka und Ernst Hermanns. Stefan Pietryga erhielt überregionale Kunstpreise, derzeit ist er Preisträger eines Kirchenwettbewerbs in Paderborn. In seiner Holzbildhauerei und Malerei agiert er in Verbindung mit raumbezogenen Installationen. Zudem erarbeitet er Raumkonzepte für sakrale Räume und für verschiedene Architektur.